Jetzt möchte ich kurz auf die Thematik eingehen was diese glasfaserverstärkten Laufschienen angeht. Sie verschleissen ja sehr stark, weil sich die Kettenglieder mit den Laschen regelrecht darauf eingraben.
Vorweg was zum Bauteil als solches.
Meist bestehen diese Laufschienen aus PA66 GF+ oder einer Abwandlung der PA66-Familie.
In aller Regel besitzen sie 35-40% Glasfaseranteil.
Das Polyamid ist nicht ein Standart-Polyamid wie aus anderen Teilen. Kunststoffe kann man sich designen. Das heisst für jeden Einsatzzweck gibt es durch Zugabe von Füllstoffen, eine besondere Sorte. Laufschienen müssen stabil sein. Zeitgleich sollen sie aber gleitende Eigenschaft haben. Dies kann man durch Zugabe von Graphit, PTFE oder Silkonölen erreichen. Auch wichtig, besondere Zugaben damit der neue Werkstoff resistent gegen Öe, Benzine und Lösemittel wird. Da die Laufschienen im Motor verbaut sind, müssen noch spezielle Stoffe zur Hitzestabilisierung dazu. Wären sie dem Sonnenlicht ausgesetzt, könnte man noch Partikel zur UV-Stabilisierung dazu geben.
Ihr seht also, wollte man Laufschienen selbst aus dem vollen Material fräsen, was man sich wo besorgt, ginge das Vorhaben nicht gut aus. Da man nicht weiss welche Stabilisatoren darin oder nicht darin sind.
Bei Metallen geht so eine Analyse aus was allem der Stahl ist, mittels Spektralanalyse sehr leicht. Früher wurde das Bauteil kurz angefunkt, und mittels dem Muster des zerlegten Spektrums konnte man genau sagen wie viel %te eines jeden Legierungselementes darin sind. Über Tabellen konnte man dann auslesen welche Stahlsorte es ist. Heute geht das über eine spezielle Art von Röntgenuntersuchung.
Für Kunststoffe gibt es ähnliches, aber bei weitem nicht so einfach. Hier bedarf es aufwändigen und kostenintensiven Laboruntersuchungen.
Aus diesem Grund kann ich nur jedem abraten, der die Teile selbst nachbauen möchte, um eventuell seitliche Abstützungen zu realisieren.
Ausser den Zusätzen gibt es noch einen anderen Grund. Und zwar sind die Laufschienen ab Werk Spritzguß-Teile. Das heisst das Granulat was zuvor richtig mit Zusätzen gemischt worden ist, wird erhitzt und unter Druck in die Form gepresst. Danach ausgeworfen und abgekühlt. Dadurch dass die Formmasse an die glatte Innenwand der Form gerät und abkühlt bildet sich eine Art Spritzhaut. Wie beim Pudding die Haut. Sie ist glatt. Die enthaltenen Glasfasern richten sich überwiegend paralell zur Oberfläche darunter aus. Ganz wenige stoßen spitz dazu. Durch dieses Ausrichten treten kaum Glasfasern aus dem Kunststoff aus welche die Kettenglieder verschleissen können.
Nehmt ihr nun einen Block PA66 und fräst Euch Eure Laufschiene da raus, habt ihr überall offene Glasfasern, die Euch in kürzester Zeit die Kette kaputt machen.
Weiterer Vorteil des Spritzverfahrens:
Im Laufe der Zeit diffundieren die Schmierzusätze und Stabilisatoren zum Teil in die Spritzhaut. Dadurch hat man in der oberen Schicht mehr gleitende Anteile. Ähnlich den Rollenböden am Flughafen auf den Container bewegt werden.
Hat man nun aggressives Longlifeöl, kann dies die in der äussersten Schicht befindlichen Schmierpartikel auslösen oder teils in ihrer Wirkung eliminieren. Der Gleitbelag verschwindet langsam. Unter dem erhöhten Spannerdruck welcher die defekte Ölpumpe erzeugt, werden die Kettenglieder ständig fester auf die Schiene gedrückt. Die Schmierwirkung des Öl lässt dank dem Blowby und erhöhtem Wassereintrag auch nach, es beginnt sich langsam die Spritzhaut abzutragen.
Ist sie erst einmal beschädigt, geht es ganz flott.
Die Schmierwirkung des PA66 läßt rapide nach, da das Bauteil verletzt ist. Das Motoröl wäscht die letzten Schmierstoffe aus dem Werkstoff. Das eigentliche Motoröl schmiert nicht mehr richtig und die Kettenglieder graben sich in einer Laufspur in die Schiene ein. Dort treffen sie auf die Glasfasern die aufgerichtet sind. Die Oberseiten der Kettenglieder verschleissen. Teils nur Punktuell. Zudem kann es bei mangelnder Schmierung örtliche Überhitzung im Mikrobereich geben. Dort wo kein Schmierfilm ist und harte Glasfasern am Metall kratzen. Die Kettenglieder tragen die Längsgerichteten Glasfasern ab, sie werden mit dem Öl mitgerissen und verschleissen im ständigen Ölstrom viele Teile die an den Ökanal münden.
Je kälter das Öl, desto höher der Öldruck desto stärker gräbt sich die Kette in die Schiene. Begünstigt dadurch, dass es für die Kette keine seitliche Führung gibt, kann die Kette, angeregt durch Vibrationen aufschlagen und seitlich verrutschen. Weshalb eine breite Fläche verschleisst. Und viel Glasfaser ins Öl gelangt.
In Vermischung mit Ruß, Schwebeartikeln und harter Ölkohle treiben die gelösten Glasfasern im Ölstrom ihr zerstörerisches Treiben. Sie reiben nieder wo sie ran prallen. Es entsteht abrasiver Verschleiss.
Stellt euch den Grand Canyon vor. Oder besser die Niagarafälle. Der Untergrund der Landschaft ist Eure Laufschiene oder Kettenglied oder, oder....
Das Flußwasser mahlt mit Hilfe von Sand und kleinen Steinen das Flussbett tiefer, und treibt den Wasserfall immer weiter zurück. Bzw im Grand Canyon wäscht es das Flussbett tiefer aus.
Das gleiche passiert im Motor mit dem verunreinigten Longlife-Öl.
Soviel zur Thematik der Laufschienen und Glasfasereintrag ins Öl mit den entsprechenden Auswirkungen.
Zerstörte Laufschiene mit Eingrabungen