Georg Felten hatte für seine Frau als Zweitwagen einen VW Polo gekauft. Der stolze 17.000 Euro teure Kleinwagen ist Felten seit der Neuanschaffung im Dezember 2005 ein Dorn im Auge. Deutsche Premiumqualität hatte er erwartet, Billigware wurde in der Erstausrüstung scheinbar geliefert, auf der Felge eine Reifenmarke, die für den Rentner verdächtig klingt: Matador, ein eher unbekannter Pneu aus Osteuropa, ein so genannter Preisbrecher, der im deutschen Handel so gut wie nicht zu haben ist.
Felten recherchierte und wurde durch Reifentests verunsichert. Die Reifenmarke auf seinem Neuwagen landete bei Untersuchungen des ADAC unter 16 Produkten auf dem vorletzten Rang. Der Matador versagte im Test vor allem beim Rollwiderstand und der Trockenprüfung. Felten ist überzeugt: Volkswagen hat bei der Reifenausstattung auf Kosten der Sicherheit gespart.
Schon bei der Übergabe des Neuwagens in der Wolfsburger Autostadt fiel Felten die No-Name-Marke ins Auge. Er schrieb an den Hersteller und verlangte Auskunft über Herkunft und Eigenschaften des Produkts sowie den Austausch gegen Markenreifen. Volkswagen konterte und versicherte, dass die Matador-Pneus höchste Qualitätsansprüche an Sicherheit, Fahrverhalten, Ausdauer erfüllten. Der Austausch gegen ein anderes Produkt wurde abgelehnt. Ein Bluff?
Wir fragten bei Reifenexperten nach, ob Hersteller mit billigen Reifen in der Erstausrüstung Gewinne machen.
Klaus Reindl vom ADAC erklärt:
"Die Autohersteller sind natürlich Stichwort Kostenoptimierung bemüht, günstige Reifen zu bekommen und wenn ein Hersteller den Markt öffnen will, wenn ein Reifenhersteller bei einem Autofabrikanten unter das Dach schlüpfen will, dann macht er dem vielleicht ein ganz günstiges Angebot, gerade bei dieser Menge, die dann abgenommen werden, sodass dann ein Reifen X oder Y montiert wird."
Und wie steht es um die Sicherheit? Matador, ein Hersteller aus der Slowakei, in der auch der Polo montiert wird, hat in der Reifenszene keinen schlechten Ruf. Die kleine Marke kooperiert mit der deutschen Conti bei der Produktion von Lkw-Reifen und ist inzwischen bei vielen Autoherstellern als Erstausrüster aktiv. Fest steht: Mangelhafte Ware kann sich ein Reifenfabrikant im harten Wettbewerb grundsätzlich nicht leisten.
Jan Hennen vom Reifenindustrieverband dazu:
"Die Kriterien für Erstausrüstungsreifen sind normalerweise relativ hoch. Man kann also davon ausgehen, dass ein Reifen, der verbaut wurde auf einem normalen Erstausrüstungsfabrikat, ob VW oder BMW, sehr gute Qualitäten haben muss, sonst würde er die Kriterien für die Erstausrüstung nicht erfüllen."
Das bedeutet auch, dass schlechte Testergebnisse von Reifenprodukten aus dem Ersatzmarkt auf Produkte für die Erstausrüstung nicht übertragbar sind, denn Autohersteller lassen von den Reifenfabrikanten oft eigene Modellvorstellungen verwirklichen, also laufleistungsoptimierte Reifen. Das sind sozusagen Spezialanfertigungen, nicht schlechter und nicht besser als andere auch. Nur sind es nun einmal nicht die gleichen Reifen wie aus dem Zubehörhandel, die man dort unter dem gleichen Markennamen nachkaufen kann. Das allerdings ist unter Umständen ein Problem, denn je unbekannter die Reifenmarke, desto schlechter der Vorrat beim Händler. Das gilt auch für den Matador. Georg Felten hat versucht, diesen Reifen bei einem Reifenhändler oder der Vertragswerkstatt zu beschaffen. Aber weder im Fachhandel noch bei Vertragshändler war er vorrätig.
Jan Hennen dazu:
"Wenn das nicht der Fall ist, dann muss man sagen, ist das ein Problem, dann müsste man einen anderen Reifen verbauen, was ja machbar ist, aber immerhin ist das Mischen von zwei Reifen unterschiedlicher Fabrikate nicht optimal."
Felten hat inzwischen die Notbremse gezogen und seinen Polo, auch aus Sorge vor einem schlechten Wiederverkauf, an den Händler zurückgegeben. VW blieb er treu. Jetzt fährt er Golf. Und auf dem sind in der Erstausrüstung Pirellis montiert. Bei Volkswagen, geht es offenbar auch anders.
Quelle: RASTHAUS