Dienstag, 22. Januar 2013 - ntv, oder warum ich die Amis liebe
Obama lehnt Bau des Todessterns ab
Das Imperium spottet zurück
Von Roland Peters
Das Weiße Haus lehnt den per Bürgerpetition geforderten Bau eines Todessterns offiziell ab. Und das Galaktische Imperium antwortet, ebenfalls offiziell. 850 Trillionen US-Dollar Baukosten seien viel zu hoch angesetzt. Außerdem sei die Erde primitiv.
Im Weißen Haus selbst wäre niemand auf die Idee gekommen, den Bau einer kugelrunden Raumstation mit 16 Kilometern Durchmesser zu erwägen, die mit einem Schuss ganze Planeten vernichten kann: der Todesstern, bekannt aus "Star Wars". Dass es dazu kommen konnte, begann im September des Jahres 2011. US-Präsident Barack Obama ließ eine Website ins Netz stellen, um Ideen aus der Bevölkerung zu sammeln. Er gab dem Projekt den großspurigen Namen "We the People", der Unabhängigkeitserklärung der damaligen Überseekolonien von der britischen Krone entlehnt. Die Verbindung passt: das Imperium als Analogie der despotischen Monarchie, die nun mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden soll.
Eine Woche, nachdem klar war, dass Obama weiterhin im Amt bleibt, ging am 14. November 2012 eine Petition online: "Wir ersuchen die Obama-Regierung, Ressourcen und Finanzierung zu sichern, um den Bau eines Todessterns bis 2016 zu beginnen." Die Erklärung liest sich wie ein Projekt, das konservativen US-Bürgern den Aufschrei: "Sozialismus!" entlocken könnte. "Durch die Konzentration unserer Defensivkraft auf eine übermächtige Weltraumstation mit entsprechendem Waffensystem wie des Todessterns kann die Regierung die Schaffung von Arbeitsplätzen anregen, in Bau und Wissenschaft, der Erforschung des Alls und anderen Bereichen. Zudem stärkt es die nationale Verteidigung."
Lichtschwerter für US-Marines - vielleicht auch eine Petition wert?
Die USA sind das mächtigste Land der Welt, das Bruttoinlandsprodukt betrug geschätzten Zahlen des Internationalen Währungsfonds zufolge im vergangenen Jahr mehr als 15 Billionen US-Dollar. Der Rüstungsetat lag zugleich bei 662 Milliarden Dollar. Doch die Finanzkrise macht der Supermacht zu schaffen, die US-Amerikaner brauchen Jobs. Seit dem Zweiten Weltkrieg gilt: Krieg schafft Arbeitsplätze. Nie erlebte die "Great Nation" einen größeren Aufschwung als während und nach dem globalen bewaffneten Konflikt.
"Reduzierung des Defizits"
Für eine offizielle Stellungnahme des Weißen Hauses brauchte die Petition innerhalb eines Monats 25.000 Unterstützer. Weil die Forderung von "John D" aus dem US-Bundesstaat Colorado diese Hürde um fast 10.000 Unterzeichner übertraf, gab es die auch. Der Präsident lehnte ab. Nicht flapsig, sondern mit nachvollziehbaren Gründen: "Die Baukosten des Todessterns wurden auf 850.000.000.000.000.000 US-Dollar geschätzt. Wir arbeiten hart an der Reduzierung des Haushaltsdefizits, nicht an der Erhöhung."
Die USA sind derzeit mit 13 Billionen Dollar im Minus. Die Raumstation des Imperiums würde also das 65.384-fache der Schuldensumme kosten. Allerdings: Die 850 Trillionen sind Berechnungen von Studenten der Universität von Lehigh in Pennsylvania zufolge nur die Mittel für den benötigten Stahl.
Die Reaktion aus dem filmischen Paralleluniversum kam prompt: "Die überwältigende militärische Übermacht des Galaktischen Imperiums wurde von einer Stellungnahme des US-Präsidenten einmal mehr bestätigt", heißt es im Blog der offiziellen "Star Wars"-Website, trotz "kriegerischer Forderungen der Bevölkerung seines winzigen, aggressiven Planeten". Die Kosten seien zudem "lächerlich hoch" angesetzt, spottet ein fiktiver General – was wohl an den schlechten Produktionsbedingungen liege.
Die Erde, eine "primitive Welt"
Eine weitere Begründung des Weißen Hauses auf den Bauverzicht - "Wir unterstützen keine Vernichtungen von Planeten" - kommentiert das Imperium in seiner Mitteilung ebenfalls auf überhebliche Weise: "Ohne Zweifel würde diese Technik in Besitz einer so primitiven Welt genutzt werden, um den Frieden und die Heiligkeit unserer Bürger zu stören."