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JulianA3

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Mittwoch, 22. Februar 2006, 21:59

Was ist Drehmoment, und wie entsteht es?

Motorleistung - was ist das und wie entsteht sie ???

Drehmoment [Nm] und Leistung [KW]

In so gut wie jedem "Benzingespräch" ist das Thema Nummer 1 "die Leistung"
doch sind die PS bzw. KW das einzig selig machende?

JA und NEIN kann man dazu nur sagen - denn Leistung ist im Grunde erst mal
ein rein theoretischer Wert und wenn man weiß wie die Leistung entsteht
weiß man auch das Sie alleine Betrachtet nur sehr wenig über die mögliche
Dynamik eines Fahrzeuges aussagt.



"Leistung" und Ihr physikalischer Hintergrund ...

Leistung [Pe] ist ein Resultat aus dem Drehmoment [M] und der Drehzahl [n].

Das Drehmoment [M] ist wiederum auch ein Resultat ...
nämlich aus der Kraft [F] und der Länge des Hebelarmes [r].
Kraft die an einem Hebelarm ansetzt, bewirkt eine Drehbewegung.
Je länger der Hebelarm [r] und/oder je größer die Kraft [F],
um so größer ist die Drehkraft also das Drehmoment [M].

Technische Interpretation zum Drehmoment:
Drehmoment, die aus Kraft mal Kraftarm (Hebelarm) sich ergebende Drehwirkung.
Für die Drehbewegung spielt das Drehmoment dieselbe Rolle wie die Kraft
für die lineare Bewegung (Kolbenhub);
es wird durch die zeitliche Änderung des Drehimpulses [n] bestimmt.

Technische Interpretation zur Leistung:
Leistung [Pe] [oder auch N], physikalische Größe; Arbeit pro Zeiteinheit;
auch Produkt aus Kraft und Geschwindigkeit.
Als allgemeine internationale Leistungseinheit wird das Watt gebraucht.
Die Einheit Pferdestärke (PS) ist amtlich nicht mehr zugelassen.
In den angelsächsischen Ländern wird manchmal noch das HP (Horse-Power) benutzt:
1 HP = 745,70 W.
Zum Vergleich - Die Dauerleistung eines Menschen beträgt rund 70 W.

Die Formeln:
Pe = M x n
M = F ¡· r
M =(Pe x r) : n
M1 = M2 ¡· i







Erläuterung zu den Abkürzungen:
M: Drehmoment in Nm
F: Kraft in N (Newton)
r: Hebelarm in m (Meter)
n: Drehzahl der Kurbelwelle in 1/min (Umdrehungen je Minute)
i: Übersetzungsverhältnis (ohne Einheit)
Pe : Leistung in KW (Kilowatt)
M1 : Drehmoment (Eingang) in Nm
M2 : Drehmoment (Ausgang) in Nm

















Daraus lässt sich folgendes Schließen ...

Die "Leistung" eines Motors ist also als "relativ" an zu sehen weil sie ein Ergebnis von Variablen ist
und sie sagt rein gar nichts über den Charakter eines Motors aus.



Die Leistung [PS] ist im allgemeinen Verständnis gleich der Dynamik eines Autos.

... Woher kommt das eigentlich ???

Gerade hier bei uns in Deutschland kommt es zum Großteil von der Versicherungseinstufung ...
keine Versicherung hat je nach der Kraft (Drehmoment) gefragt,
sondern immer nach den PS (heute KW) - und so hat sich das auch in unseren Köpfen eingebrannt.
"Die PS'e machen das Auto aus." Das ist aber nur die 1/2 Wahrheit wenn es darum geht zu sagen:
"macht dieses Auto Spaß oder nicht?" ... wir wissen ja nun auch warum es "nur" die 1/2 Wahrheit ist.
Leistung errechnet sich aus dem Drehmoment mal der Drehzahl.

Ein LKW Motor kann 800PS haben, genauso wie ein Formel 1 Motor auch.
Der LKW hat diese Leistung bei 1500 U/min - der F1 Motor bei 15'000 U/min

Also bloß weil zwei Motoren die selbe Leistung bei annähernd identischen Rahmenbedingungen haben
heißt es noch lange nicht das sie auch gleich "schnell" oder gar gleich "dynamisch" sind.

Es würde wohl auch niemand ernsthaft auf die Idee kommen einen Ferrari oder Porsche Motor
in einen LKW ein zu bauen in der Annahme das es keinen Unterschied macht.
Umgekehrt ist das genauso - ein 500 PS LKW Motor in einer "Ente" würde daraus ganz sicher
keinen Rennwagen machen - das ist auch jedem klar.
Obwohl wir das alle irgendwo wissen ... Beachtung findet es dennoch meist nicht.



Wie bei so vielem macht es die Harmonie, also die Mischung aus Leistung und Kraft.

Die modernen Dieselmotoren zeigen das heute sehr eindrücklich.
Sie sind wirtschaftlich und obendrein machen sie auch noch Spaß.

Wie funktioniert ein Diesel, Otto und Wankelmotor ?? - (Hier klicken)

WARUM:
Sie haben viel früher mehr Drehmoment als ein vergleichbarer Benziner.

Da kommt einfach in jeder Lebenslage Schub - Einschränkung bei Diesel ist das Drehvermögen
der Maschine - bedingt durch die Bauart, sind beim Diesel nicht so hohe Drehzahlen realisierbar.
Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich das ich einen kleineren nutzbaren Drehzahlbereich
zur Verfügung habe als ein Benziner.

Im Bezug auf die Drehzahlgrenze bzw. den Drehzahlbereich ist zu Bedenken,
dass ein Motor die maximale Leistung nur bei voll geöffneter Drosselklappe abgibt,
also bei Vollgas und der dazugehörenden so genannten Nenndrehzahl.
Einem Bereich der im normalen Betrieb ja eher selten erreicht wird,
weil diese Nenndrehzahl der maximalen Leistungsentwicklung nahe der
Drehzahlgrenze des Motors liegt.
Bei "normalen" PKWs mit Benzinmotor im Bereich von 6000 1/min
und beim Dieselmotor liegen wir in der Regel im Bereich von 4000 1/min
dem zu folge ist die reine PS Leistung auch nur sehr bedingt aussagekräftig.

Aufgrund dieser physikalischen Tatsache können wir eines also schon mal mit
Sicherheit sagen - Leistung ist ein kontinuierlich ansteigender Wert
dessen Maximum folgerichtig erst ganz zum "Schluss" zur Verfügung steht.

Die Leistung wächst stetig mit zunehmender Drehzahl an - erreicht ein Maximum
und fällt danach sehr schnell ab, denn Leistung ist die Kraft in Abhängigkeit von Zeit.

Je höher die Maximalleistung ist umso mehr habe ich aber natürlich auch
bei niedrigeren Drehzahlen - aber trotzdem nützt mir die ganze Leistung
nichts, wenn ich keine Kraft habe ...


Also ist dem zu folge die Kraft neben der Leistung ein ganz entscheidender Faktor
und diese Kraft entscheidet nämlich - wie schnell wir schneller sein können.

Saugmotoren haben Drehmoment und Leistung relativ spät, was also bedeutet
um wirklich schnell sein zu können muss man immer darauf bedacht sein
möglichst hohe Drehzahlen anstehen zu haben. Je sportlicher ein Motor ausgelegt
ist um so extremer wird diese Eigenart.

Wenn man mal in Bewegung ist kann man dafür sorgen das man immer in einem
optimalen Kompromissbereich zwischen Kraft und Leistung unterwegs ist,
aber auf der öffentlichen Strasse gehört diese Idealvorstellung wohl eher
in den Bereich der Wunschträume.

Das nächste Problem dabei ist - um auf Drehzahl zu kommen vergeht
logischerweise auch immer eine gewisse Zeit und MEHR Drehzahl bedeutet
mehr Leistung.

Eines kann man also mit Sicherheit jetzt schon sagen - die Mischung aus Kraft und Leistung
ist der Bringer - beim Beschleunigen aus dem Stand und beim Durchzug
z.B. beim Überholen ist es vor allem wichtig - früh, viel Kraft zu haben.
Alles andere gehört auf die Rennstrecke oder wäre höchstens auf freier Autobahn
wirklich schön zum fahren.





Leistung [Pe]- das Resultat aus Kraft [M] mal Zeit [n]

und wie sie im Motor entsteht versuche ich in diesem Abschnitt
anhand von Beispielen aus dem Alltag zu erläutern.

Aus Kraft die auf den Hebelarm wirkt entsteht das Drehmoment
welches in Abhängigkeit mit der Drehzahl dann die theoretische Leistung ergibt.

Die größte Kraft im Motor entsteht folgerichtig im Bereich der maximalen Zylinderfüllung.

Diese Kraft wirkt auf den Kolben der über das Pleuel an der Kurbelwelle das Drehmoment erzeugt.
Das Übersetzungsverhältnis und der Hebelarm entscheiden über die Höhe der Drehmomententwicklung.

Das kennt man ja von den Wippen auf dem Spielplatz - Papa oder Mama setzen sich näher zur Drehachse
um so "leichter" zu
werden - sprich gleich "schwer" wieTöchterchen oder der Sohnemann.
Andersherum - durch das Hebelarmübersetzungsverhältnis erreichen die "Kleinen"
das sie die "Großen" anheben können.

Um zu verstehen, wie das Drehmoment in einem Verbrennungsmotor entsteht,
stellt man sich am einfachsten den Pedal-Antrieb eines Fahrrades vor.
Ist ganz genau das selbe Prinzip von Kraft und Hebelwirkung, da treten wir in die Pedale (Kurbelwelle)
und erzeugen so auch ein Drehmoment.

Wo kommen Drehmomente denn sonst noch vor ...
Sie treten überall da auf, wo etwas gedreht wird oder über eine Hebelwirkung eine Kraft verändert wird
je nach Hebelänge und Übersetzungsverhältnis kann das eine Krafterhöhung oder "Reduzierung" bewirken.

Drehmomente im Alltag wirken z.B. beim aufschließen der Wohnung (Schlüsseldrehung) dann beim öffnen der Tür.
Die Konservendose die wir öffnen, die Schraube die wir anziehen usw.



Kommen wir wieder auf unseren Radfahrer Vergleich zurück ...
Wie groß das Drehmoment ist, richtet sich nach der Größe der Kraft
und der Länge des Hebelarmes an der die Kraft angreift.
Je größer die Kraft (z. B. die Muskelkraft des Radfahrers)
und je länger der Hebelarm (z. B. eine Tretkurbel),
desto höher das Drehmoment.

Die Kraft entsteht beim Motor durch die Explosion des Treibstoffs im Zylinder
und wirkt über Kolben und Pleuel auf die Kurbelwelle.
Die stärke der Explosion ist Abhängig von der Menge des Verbrennungsgemisches
das dem Zylinder zugeführt wird. Diese Zylinderfüllung regeln wir mittels des Gaspedals
das wiederum die Drosselklappe öffnet und somit den Verbrennungsräumen das
Kraftstoff- Luft Gemisch zuführt.
Das Ergebnis ist ... wir beschleunigen UND zwar solange bis sich die erzeugte Leistung
und die Höhe der Fahrwiderstände gegeneinander aufheben oder verkehren.



Der Kurbelradius (Hebelarm) ist beim Verbrennungsmotor immer gleich. Die Kraft die auf den Kolben wirkt
ist die Variable. Geben wir nun Gas - Drosselklappe lässt mehr Gemisch in die Brennräume - wächst logischerweise
die Verbrennungskraft und damit auch das Drehmoment - das Auto beschleunigt.

>>> Ein etwas profaner Vergleich: Je mehr Bohnen um so mehr Pupseffekt und um so länger
sich der Druck staut um so schwerer wird es den Druck zu halten ;-)" <<<

Bei einer bestimmten Motordrehzahl ist der größte Verbrennungsdruck
und damit das maximale Drehmoment erreicht. Gaswechsel, Gemischbildung und Verbrennung
sind an dieser Stelle als optimal zu bezeichnen. Dies ist der Zahlenwert, der in den technischen Daten
des Fahrzeugs angegeben wird, zusammen mit der dazugehörigen Drehzahl.
z. B. 180 Nm bei 3.800 U/min. Davor und danach ist es geringer.

Der Grund: Der Aufbau eines hohen Verbrennungsdrucks im Zylinder ist nur in einem kleinen Drehzahlbereich
ideal für eine optimale Zylinderfüllung - Gaswechsel, Gemischbildung und Verbrennung sind außerhalb
dieses Bereiches wieder schlechter. Moderne Motoren vergrößern mit den verschiedensten Hilfsmitteln
diesen Bereich - Variable Ventilöffnungszeiten und Ladedruckregulierung sind hier am effektivsten
um über einen weiten Bereich eine hohe Kraft durch optimale Zylinderfüllung zu erreichen.

Als Faustregel gilt: Je höher das maximale Drehmoment und je niedriger die Motordrehzahl, bei der es erreicht wird, um so mehr Zugkraft hat ein Auto. Der Motor fährt sich "elastischer". Denn für das Vorwärtskommen des Fahrzeugs ist das Drehmoment wichtiger als die Leistung.

Die Dampflokomotive als Extrembeispiel:
Hier wirkt der höchste Dampfdruck beim Anfahren auf den Kolben (der Pupseffekt ;-),
das Drehmoment ist also am größten.
Das Produkt aus verrichteter Arbeit und Zeit, also die Leistung ist dagegen gleich null.
Wir erkennen also anhand dieses Beispieles das nicht die Leistung für Bewegung sorgt,
sondern die Kraft und das daraus resultierende Drehmoment.
Beim Auto ist es ähnlich:
Je höher das Drehmoment um so mehr Zugkraft entwickelt es beim Beschleunigen.
Liegt das maximale Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen an,
sprechen wir von einem "dynamischen" Fahrverhalten und angenehmer "Nebeneffekt",
wir müssen nicht so oft schalten um flott unterwegs sein zu können.
Das empfinden wir als sehr angenehm und reduziert obendrein den Kraftstoffverbrauch und den Verschleiß.

Wie elastisch ein Motor ist, lässt sich besonders bei Bergfahrten feststellen,
hier wächst der Fahrwiderstand den das Fahrzeug überwinden muss.
Das Bedeutet - Tempo und Drehzahl können abfallen und damit auch die Leistung des Motors.
Wir erinnern uns auch hier - Leistung ist Drehzahl und somit auch Zeitabhängig. [n = 1/min]
Die Drehzahl fällt jedoch nur dann, wenn der Fahrwiderstand die Kraft des Motors übersteigt.
Fällt die Drehzahl nicht weiter, lässt sich die Steigung ohne Gangwechsel überwinden.
Erst, wenn die Drehzahl des maximalen Drehmoments unterschritten wird, sollte geschaltet werden,
um wieder in den Bereich der optimalen Motorleistung und bestmöglicher Verbrauchswerte zu gelangen.

Die effizienteste Art zu beschleunigen ist also früh in den nächst höheren Gang schalten und dann
bei voll durchgedrücktem Gaspedal (Volle Drosselklappenöffnung) das Fahrzeug auf die gewünschte
Geschwindigkeit zu bringen. Damit ist nicht gemeint die Gänge aus zu drehen sondern schnell und zügig
jeweils im optimalen Drehmoment / Drehzahlbereich hoch zu schalten!
Oft wird fälschlicher Weise langsam beschleunigt in dem Irrglauben so besonders
sparsam unterwegs zu sein - ganz genau das Gegenteil ist so der Fall.
Nur bei voll geöffneter Drosselklappe nutzen wir die Motoreffizienz am effektivsten.
Wenn die Sollgeschwindigkeit erreicht ist geht man natürlich wieder vom Gas ... !! ;-)




Soooooo - ich hoffe ich konnte hier das Thema verständlich erläutern
trotz all der "trockenen" Theorie die dahinter steckt.




RIP

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Samstag, 25. Februar 2006, 02:50

Guten Tag allerseits.
Nachdem sich niemand traut auf dieses Theoriewerk einzugehen, möchte ich das tun. Das ist mein erster Post hier nebenbei bemerkt.

Diese Theorie ist sehr Dieselfreundlich formuliert und zum Teil unvollständig meiner Ansicht nach.

1. Ergänzung

Leistung sagt sehr viel über die Dynamik eines Fahrzeugs aus. Was etwas allgemeiner ist und weniger über die Dynamik aussagt sind Peakwerte. Das gilt sowohl für Drehmoment, als auch Leistung. Meist werden nur die sogenannten Peakwerte angeben ... also die Maxima. Und ohne einen Verlauf sagen diese nur einen Teil aus. Weitere Kriterien die oft nicht betrachtet werden sind das Gewicht des Fahrzeugs.

Was ich etwas seltsam finde ist die Schreibweise, daß man eine Mischung aus Leistung und Kraft braucht. Leistung ist eine reine Definitionssache um etwas über die erwartete Beschleunigung auszusagen.
Man kann anhand eines Motordiagramms jeweils den anderen Wert ersehen.

Die physikalischen Dinge hast Du richtig geschrieben.
Du machst aber vielleicht den selben Fehler wie die Werbetrommelleute für den Dieselmotor. Du betrachtest das Drehmoment, was am Motor bzw. an der Kurbelwelle anliegt. Das ist aber nicht der Drehmomentwert der dich dann tatsächlich beschleunigt.
Und hier kommt die Leistung ins Spiel, weshalb sie folgerichtig von Versicherungen interessanter begutachtet wird als das Drehmoment. Leistung sagt nämlich deutlich mehr über die zu erwartende Beschleunigung aus, als nur das maximale Drehmoment am Motor.

Was Du nämlich vergisst ist das Getriebe. Das Getriebe übertragt die Kraft in einem bestimmten Verhältnis vom Motor an die Antriebsachse. Dabei opfert es Weg um Kraft zu kriegen oder aber Kraft um Weg zu kriegen. Und der Weg ist nichts anderes als unsere gute alte Drehzahl.

Beispiel :

Wir konstruieren 2 Autos.
Beide Autos sollen im gleichen Gang jeweils die gleiche Geschwindigkeit erreichen.
Im 1. Gang fordern wir eine Geschwindigkeit von 60 km/h am Begrenzer.
Der Einfachheit halber und wegen dem "Spaß" betrachten wir nun einfach mal den Punkt der maximalen Beschleunigung durch den Motor. Das dürfte im 1. Gang beim maximalen Drehmoment des Motors sein. Dort wird man am stärksten in den Sitz gepresst. (zumindest aus dem Rollen heraus)
Beide Autos seien komplett gleichschwer und baugleich von der Form. Traktion ist auch durch Allrad in unserer Theoriewelt perfekt und keine Kraft geht durch Schlupf verloren.

Auto A : Ein 4,2 Liter Diesel von Audi. Er hat ein maximales Drehmoment von 650 Nm.
Auto B : Der neue 4.2 FSI Saugmotor vom Audi RS4. Er hat ein maximales Drehmoment von 430 Nm.

Beide sind mit 235/55 R 17 Reifen bestückt. Das ergibt einen Abrollumfang von ungefähr 2,1m.

60 km/h entspricht ungefähr 16,67 m/s.
Um 16,67m in der Sekunde zu rollen muss der Reifen also 16,67 / 2,1 Umdrehungen pro Sekunde haben. Das macht ungefähr 7,94 Umdrehungen pro Sekunde. Das macht ungefähr 476,4 Umdrehungen pro Minute der Achse, an der ja der Reifen hängt.

Unser Diesel dreht maximal bis 4000 Umdrehungen. Das bedeutet der 1. Gang muss 4000 Umdrehungen pro Minute in 476,4 Umdrehungen pro Minute an der Achse umsetzen. Das entspricht ungefähr einem Faktor von 8,4.
Der Motor hat also 8,4 mal mehr Umdrehungen zur Verfügung als er braucht und damit mehr Weg. Er kann also diesen Weg in Kraft umsetzen. Dazu wird ein Faktor von 8,4 mit dem Getriebe und dem Differential umgesetzt.
Nehmen wir für den 1. Gang 3,6 : 1 und für die Achsübersetzung 2,333:1

Jetzt kommen wir zu dem interessanten Punkt :

Die 650 Nm an der Kurbelwelle werden durch diese Übersetzung auf die Antriebsachse zu 650 Nm * 3,6 * 2,333 = 5459 Nm. Und das ist dann die Kraft, die das Auto beschleunigt.
Wenn Du diese Kraft in Relation zum Gewicht des Fahrzeugs setzt kriegst du eine Vorstellung wie heftig du in den Sitz gepresst wirst oder wieviel Spaß du in punkto Beschleunigung hast.

Nach Lesen der großen Theorie könnte man jetzt meinen, daß der Audi RS4 Motor weniger Spaß bereitet, da er nur magere 430 Nm statt 650 Nm hat.
Rechnen wir diesen mal durch :

Der V8 Sauger dreht zur Vereinfachung bei uns nur 8000 Umdrehungen. Er braucht aber nur die gleichen 476,4 Umdrehungen pro Minute des Rades um die 60 km/h ungefähr zu erreichen.
Das ergibt natürlich genau den doppelten Faktor von 8,4*2 = 16,8.

Bei einem gleichen 1. Gang mit 3,6 : 1 ergibt das dann 4,666:1 als Achsübersetzung.

430 Nm * 3,6 * 4,666 = 7224 Nm. Überraschung! Der leistungsstärkere Motor mit weniger Drehmoment drückt einen dennoch stärker in die Sitze und bedeutet auch für Dieselfreunde in diesem Moment mehr Spaß.
Warum? Weil er mehr Leistung hat.

Hier ist nämlich der springende Punkt begraben. Im Gegensatz zur Angabe des Drehmoments enthält die Angabe der Leistung zusätzlich die Drehzahl als Information.

Leistung = Drehmoment * Drehzahl /7023,5

Und damit enthält sie auch mögliche Übersetzungen und mögliche Beschleunigungen.

Soweit zur Theorie. Nun die Praxis. Warum, werden einige jetzt fragen, ziehen Diesel dann oft bei gleicher Leistung trotzdem besser vom Gefühl her? Das liegt NICHT am höheren Drehmoment des Motors!
Das liegt daran, daß Diesel durch Zugkraft beeindrucken sollen. Darum übersetzt man sie in der Praxis kürzer. In unserem Beispiel würde als der Diesel in der Praxis nur bis 40 km/h im 1. Gang beschleunigen, aber dadurch noch mehr Drehmoment an der Antriebsachse haben. Was bedeutet das? Der Diesel beschleunigt noch heftiger und drückt einen noch stärker in den Sitz.
Die Versicherung interessiert aber eher wie gut das Auto insgesamt beschleunigt. Und wer ist wohl schneller auf 100? Ein Diesel der wie eine Rakete schubweise beschleunigt, aber 3 mal schaltet? Oder ein Benziner der bis 100 nur 2 Gänge braucht und einfach seinen Motor ausdreht?

Gleiche Traktionsbedingungen vorrausgesetzt wird das Auto in der Regel schneller auf 100 sein, was mehr Leistung pro Gewicht hat. Und keinesfalls das, was das höhere maximale Drehmoment am Motor anliegen hat.

Damit dürfte auch geklärt sein warum ein Honda S2000 mit mickrigen Drehmomentwerten so manchem Dieselfahrer die Tränen in die Augen treibt, wenn er beschleunigt.

_______________________________

Soweit zur Ergänzung des Themas "Aussagekräftigkeit von Drehmoment vs Aussagekräftigkeit von Leistung".
Mit der Leistung hat man den Faktor Drehmoment gleich drin.

Um wirklich ein Auto abzuschätzen, sollte man sich sein Gewicht und ein Motordiagramm anschauen. Der Verlauf des Drehmoments ist wie in deinem Thread erwähnt interessant.
Mit einem Verlauf des Drehmoments an der Antriebsachse im Verhältnis zum Gewicht des Fahrzeugs mit Fahrer dürfte man am ehsten Aussagen über den Beschleunigungsfaktor machen können.


2. Ergänzung

Es stimmt, daß der Verlauf des Drehmoments wichtig ist. Wo in der Drehzahl liegt es an?
Aber auch hier eine unvollständige Information bzw. nur halbherzig erwähnt.

Diesel haben nur so früh schon soviel Drehmoment, weil sie 1. oft mehr Hubraum und 2. heutzutage immer einen Turbo haben. Ein Turbo erzeugt (elektronisch oft abgeregelt) ein perfektes Plateau von Drehmoment. Je nachdem wie groß der Turbo ist, tritt dieses Plateau früher oder später auf. Viele Turbomotoren nehmen heute kleine Turbolader, die schon bei sehr tiefen Drehzahlen das Drehmomentplateau erzeugen.

Das gleiche geht allerdings auch mit einem Turbo Benziner. Dazu braucht man keinen Diesel! Der Unterschied bezieht sich also eher auf Sauger und Turbomotor als auf Benziner und Diesel. Bei jedem Turbomotor mit kleinem Turbo hat man Kraft von unten heraus und kann schaltfaul fahren.

Ein Turbo Benziner gleichen Hubraums wird einem Diesel in der Regel in jeder Lebenslage deutlich um die Ohren fahren.

3. Ergänzung meinerseits :

Zur Frage was sportlicher ist. Für mich ist
auch im Straßenalltag ein Benziner inallen Situationen viel sportlicher als ein Diesel. Das sportliche besteht nämlich daran, daß man mit seinem Fahrzeug umgehen kann und auch weiss, wann man schalten muss. Ein Turbo, besonders Diesel, ist in etwa so sportlich wie eine Automatik. Jeder kann überall gut beschleunigen ... er muss nur reintreten. Wenn aber ein Saugerfahrer mit seinem Fahrzeug umgehen kann und runterschaltet sieht der Dieselfahrer über richtige Beschleunigungen in der Regel sehr alt aus. Diesel sind für die gleiche Leistung normalerweise schwerer. Sie brauche dazu immer einen Turbolader und oft mehr Hubraum. Durch die höheren Drehmomente muss auch alles stabiler ausgelegt sein. Dazu klingen sie wie ein Traktor oder anderes unelegantes Nutzfahrzeug und fordern dem Fahrer soviel Fahrarbeit ab wie einem dicken Mann auf dem Fernsehsessel, dem eine Frau sein Bier an den Tisch bringt. Womit wohl klar ist für wie sportlich ich Dieselmotoren halte 8-|

Was ich mich frage : Von welcher Relevanz sind diese Durchzugswerte? Derjenige, welcher in einem Diesel der nicht über monströse Leistungen von 200 PS oder mehr verfügt, und zum überholen einfach nur reinlatscht gehört für mich geschlagen!
Überholen überlegt man sich vorher und da kann man auch runterschalten. Denn man sollte die Gefährdung von sich selbst und dem Gegenverkehr durch eine möglichst kurze Überholzeit möglichst gering halten.
Und wenn man im leistungsstärkeren Benziner runterschaltet überholt man flotter als im durchzugsstärken Diesel und damit auch sicherer.

Gruß
RIP









RIP

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Samstag, 25. Februar 2006, 17:11

Ergänzung :

Übrigens wären starke LKW Motoren theoretisch in Autos schnell. Aber sie sind selbst zu groß und zu schwer.
Entweder man passt die Drehzahl etwas an und hat dann sowas wie die Dodge Viper, die so einen großen Motor aufnehmen kann oder aber man müßte ein Getriebe so lang übersetzen, daß man auch mit niedrigen Drehzahlen bereits die Geschwindigkeiten erreicht.

Umgekehrt würde theoretisch auch ein Porsche Motor in einem LKW funktionieren. Es ist aber alles eine Frage der Übersetzung und vor allem Haltbarkeit. Bei schweren Lasten ist es von Vorteil, wenn der Motor selbst möglichst früh viel Kraft aufbringt. Wie du auch schon geschrieben hast muss ein Lastmotor möglichst viel Kraft aufbringen und Ferrari und Porsche Motoren brauchen eher Drehzahl. Und vor allem ist es wohl auch eine Preisfrage ;) Hat man Platz und braucht auf Gewicht nicht achten kann man einen 800 PS Motor viel günstiger fertigen.
Mit einem Porschemotor würde vermutlich die Kupplung stärker verschleissen, man braucht ständig hohe Drehzahl zum Anfahren und er würde vermutlich viel mehr verbrauchen.
Motorradmotoren z.B. wurden ja auch schon in leichte Autos erfolgreich verbaut.

Prinzipiell ist es schon richtig was du geschrieben hast, aber es ist keine Frage zwischen Drehmoment und Leistung, sondern hat meistens viele viele andere Gründe.

Dass man aber erfolgreich Nutz- und Lastmotoren in PKWs verbauen kann sieht man in den letzten Jahren. Diesel. Ich frage mich immer noch wozu man soviel Technikaufwand da rein gesteckt hat um den Diesel zum Benziner konkurrenzfähig zu machen. Ein Turbo Benziner wäre in jeder Lage besser. Soweit ich weiss sind aber die Abgastemperaturen ein Problem, so daß Turbomotoren in Benzinern nach wie vor nicht das zuverlässigste sind.